Mantus - Zeichen

   
Orkus 05/2011

Gleichzeitig erstaunlich und erfreulich ist das Tempo, das Martin und Thalia Schindler mit Mantus vorlegen. Nach einem Jahr 2010 mit zwei beeindruckenden, sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen kann die Szene nun schon das nächste Werk in Empfang nehmen. Das Schicksal der Seherin Kassandra, deren Warnungen ungehört verhallten, als Inspiration nutzend, thematisieren Mantus mit ihren aktuellen Stücken die Misshandlung der Erde durch uns Menschen und das unsoziale, immer mehr ichbezogene Mit-, nein: Gegeneinander dieser Spezies sowie die drohenden Folgen jenes Tuns. Der erhobene, pädagogische Zeigefinger ist dem Duo dabei natürlich fremd, zumal es ungewiss scheinen mag, ob eine Umkehr überhaupt noch möglich ist. Viel lieber bedienen sich Mantus symbolreicher, bildhafter Lyrik, die sie mit makellosem Gothic Rock umhüllen. Mal kompromisslos hart, schwer, dann wieder sanft, mit hymnischen Chorpassagen oder klassischen Streicherarrangements - Zeichen ist ein Album voller in sich stimmiger Abwechslung, emotionaler Intensität und Größe! Mantus spielen einmal mehr ganz oben in der Liga des deutschen Gothic!

(10)
Axel Schön
   
Sonic Seducer 05/2011

Industrielle Massenfertigung führt dazu, dass Autos für viele Menschen erschwinglich sind, Mobiltelefone zur Teenager-Standardausrüstung gehören und der Verkaufsstart eines neue iPad lange Schlangen auf den Bürgersteigen auslöst. Was nun Musik angeht, sollte man von Fließbandarbeit jedoch die Finger lassen! Martin Schindler alias Mantus hält offenkundig von dieser Weisheit leider nur wenig. Im Halbjahresrhythmus erscheinen aktuell seine Alben, jüngstes und leider auch schauerlichstes Werk dieses Irrsinns ist "Zeichen". Thematisch bemühen sich die Songs, die allgegenwärtige Ausbeutung der Erde anzuprangern und so darauf hinzuweisen, was schon in naher Zukunft für immer verloren sein wird. Nur schade, dass bei den hier zu Tage geförderten platten Keyboardsounds, kläglichen Vocals und immer gleichen Melodien schnell keiner mehr zuhören wird. Laut Info "bauen Mantus ihren Status als eine der wichtigsten heimischen Gothic-Bands" mit dieser Scheibe weiter aus. Na, wenn das so ist, dann wird es wirklich Zeit für HipHop!

Tristan Hoch
   
Splitterkultur

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Seit MANTUS 2009 mit ihrem „Requiem“ das qualvolle Schweigen brachen, befindet sich das Projekt in einer Ära beispielloser Kreativität, die 2010 zu gleich zwei herausragenden Veröffentlichungen des Gothic-Jahres führte – das Album „Demut“ und die ebenso ambitionierte wie packende William Blake-Vertonung „Die Hochzeit von Himmel und Hölle“. Und diese kreative Epoche hält auch 2011 an: Kein Jahr nach dem Konzeptwerk erblickt mit „Zeichen“ das neunte Studiowerk das triste Licht der Welt.
„Zeichen“ nimmt von den ersten Klängen des geheimnisvollen Intros an gefangen und zeigt in ebenso kraftvollen wie nachdenklichen Stücken, wie deutschsprachige Gothic-Tonkunst im Jahre 2011 aussehen muss. Mit wuchtigen Gitarren, schwelgerischen Keyboards, klassischen Arrangements und dem charakteristischen zweistimmige Gesang von MARTIN und THALIA SCHINDLER bauen MANTUS ihren Status als eine der wichtigsten heimischen Gothic-Bands aus. Mehr noch: Mit „Zeichen“ greifen sie endgültig nach dem Thron.
Die epische Schwere von „Zwischenwelt“ mit seinen dramatischen Orgeln und hymnischen Chören, das sanfte, hypnotische Spinett im wogenden und intensiven „Stille des Ozeans“ oder der bewegende Titeltrack, ein zeitgemäßer Gothic-Lobgesang erlesenster Güte, zeigen MANTUS so abwechslungsreich und stark wie nie. Meisterhaft wird der Grundgedanke nachdenklicher und philosophischer Gothic-Ideale ins 21. Jahrhundert übertragen, werden Charakteristika wie Melancholie, Schwermut und Misanthropie in ein modernes und zeitgeistiges Klanggewand voller Leidenschaft und Epik gehüllt.
Mit dem MANTUS-typischen Sinn für tiefgreifende Texte und durchdachte Hintergründe verweisen Artwork, Albumtitel und Grundthematik des Albums auf die trojanische Königstochter Kassandra, die den Untergang ihrer Stadt voraussah, aufgrund eines Fluches mit ihren Weissagungen aber auf taube Ohren stieß. Übertragen in unsere heutige Welt, prangern MANTUS mit antiker Symbolik die Ausbeutung der Erde durch den Menschen an und stemmen sich gegen Arroganz und Kälte unserer Gesellschaft. Werden auch ihre Botschaften ungehört verhallen?
Doch selbst wenn dem so wäre: „Zeichen“ ist das neue Manifest der Szene – und deutschsprachiger Gothic dank MANTUS wieder ein Gütesiegel.