Black Heaven - negativ

   
Orkus 10/2008

Einen großen Schritt hatten Martin Schindler und sein elektronisch basiertes Gothic-Projekt Black Heaven mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Kunstwerk getan. Zu groß für den einen oder anderen. Auf negativ gelingt es dem vielseitigen Musiker nun, den Sound früherer Alben mit der Härte und Direktheit des genannten Vorjahreswerkes zu verbinden und diese Kombination unter anderem durch orchestrale und Ethno-Einflüsse zu einer weiteren, sehr hörenswerten Stufe in der musikalischen Entwicklung von Black Heaven werden zu lassen. Inhaltlich ist das Album sehr düster ausgefallen. Die Lyrics handeln von dunklen, hoffnungslosen Gedanken des Künstlers in einer Welt und Gesellschaft, zu der er keinen Zugang hat und auch gar keinen möchte, in der er sich fremd und verloren fühlt. Die Wiedergabe dieser persönlichen Themen ist Martin nachvollziehbar gelungen, sodass sich sicher viele dunkle Seelen in dem Album wiederfinden werden. Trotzdem ist ein Großteil der Tracks extrem tanzbar, wobei der Musik durch klopfende Rhythmen und harte Gitarren eine gewisse Kompromisslosigkeit innewohnt. Und auch emotional beunruhigende Klangstrukturen, wie sie vielleicht eher dem Hellectro zuzurechnen sind, finden sich auf dieser Veröffentlichung hier und da. In Veitstanz erklingen gar mittelalterliche Töne, die mit dem typischen Sound des Albums verwoben werden, sodass der Track sich gleichzeitig einfügt und doch herausragt. Der Leiermann - vielen sicher vor allem durch die Covenant-Version bekannt - ist bei Black Heaven ein gefühlvolles Pianostück, das den passenden Abschluss der CD in der Standardversion bildet. Die limitierte Digipak-Erstauflage inklusive Poster dagegen wartet mit einer zusätzlichen Multimediasektion auf, die unter anderem noch drei Bonustracks enthält.

(9)
Axel Schön
   
Sonic Seducer 10/2008

Gerade ein Jahr ist seit der Veröffentlichung von "Kunstwerk", dem letzten Longplayer von Martin Schindlers Projekt Black Heaven verstrichen. Keine allzu lange Zeit, um ein komplettes neues Album, das in der limitierten Erstauflage neben 14 regulären Tracks auch drei Bonustitel in einer Multimedia-Sektion enthält, zu verfassen. Und genau hier scheint auch ein wenig das Problem zu liegen. Weitgehend ohne größere Ecken und Kanten oder besondere Merkmale verhallen die Electrosongs und bleiben so weder besonders positiv noch besonders negativ im Gedächtnis hängen. Ob dabei nun wiederum die Texte in deutscher oder englischer Sprache vorgetragen werden, ist leider ebenso unerheblich wie die zweifellos netten Melodien. Auch wenn sowohl Martin als auch seine Schwester Tina stimmlich durchaus Fortschritte im Vergleich zu manch vergangener Produktion vorzuweisen haben, bleibt diese Scheibe damit nur Durchschnitt und von einem sechsten Album wünscht man sich einfach mehr.

Peter Heymann
   
Zillo Musikmagazin 10/2008

Mit "Negativ" liefert Mantus- und Sepia-Kopf Martin Schindler das bis dato mit Abstand vielschichtigste Werk seiner elektronisch fundierten Spielwiese Black Heaven ab. Relativ eingängige, cluborientierte Tracks mit dominanten Trance-Licks finden sich darauf ebenso wieder wie neoklassische Schwelgereien, dezente Hip-Hop-Einflüsse, arabische Streicher und finstere Mid-Tempo-Songs - alles auf hohem musikalischem Niveau. Auch lyrisch ist das Album, wie von Schindler gewohnt, ziemlich starker Tobak. Dennoch wirkt die musikalische Reise auf "Negativ" nie zu zerrissen und verkopft, sondern immer mitreißend. Wer eine massenkompatible Club-Sause sucht kommt hier sicherlich nur bedingt auf seine Kosten, und auch Martin Schindlers recht eigenwilliger Gesang ist höchstwahrscheinlich nicht jedermanns Sache. So wird "Negativ" zu einem Album, an dem sich die Geister scheiden werden - die Fans von Schindlers bisherigem Oeuvre werden es lieben, aber es braucht schon etwas musikalische Aufgeschlossenheit und ein Faible für düstere Schwere, um das Album angemessen zu goutieren. Aber das ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes.
Fazit: eine gelungene und fesselnde Reise ins Herz der Finsternis, aber nicht unbedingt "Electro for the masses"!

Kasprzak